Baierische Mundart

Vorwort
1 Aller Anfang ist leicht
2 Aussprache
3 Vom Einfachen zum Schweren
4 Begrüßung und Verabschiedung
5 Wichtige Wörter
6 Das Wetter
7 Zahlen
8 Uhrzeit
9 Erste Konversation
10 Speisen und Getränke
11 Bairische Besonderheiten
12 Anmerkungen zur bairischen Literatur

Vorwort

Hätte ich es damals schon geahnt, wäre ich lieber in den Biergarten gegangen, anstatt mich mit diesem kleinen Ausflug ins Bairische zu befassen.

Vom Aussterben der bairischen Mundart ist die Rede. Horrorvision oder nicht mehr aufzuhaltende Wirklichkeit? Andererseits finden nicht bairisch Sprechende den hiesigen Dialekt angenehm und spielen sich womöglich mit dem Gedanken, wenigstens ein paar Wörter davon in Ihren Sprachgebrauch zu übernehmen. Falls dem so ist, hoffe ich Ihnen ein bisschen weiterhelfen zu können.

Manch einer möge behaupten: Der bairische Dialekt wäre leicht zu erlernen. „Recht hat er, der gute Mann“, könnte man ohne Zweifel darauf antworten. Allerdings wäre es vorteilhaft, wenn Sie sich gerade - sagen wir einmal - ungefähr im zweiten Lebensjahr befänden.

Dem Bairischlernenden geht es wie dem Schafkopfanfänger. Zunächst sitzt er als fünfter Mann am Tisch, verfolgt das Spiel und sieht, oder besser gesagt, hört aufmerksam zu, um zwischen den Spielen vorsichtig und mit Bedacht Fragen zu stellen. Nach einigen Treffen, darf er schon einmal „aufheben“ (einspringen), welches ihm bei Spielfehlern einen gnadenlosen Rüffel einbringen wird. Sofern er lernbegierig ist, wird er sich, nachdem er angemessen Lehrgeld bezahlt hat, allmählich als Spieler zu behaupten wissen.

So, oder ähnlich kann es Ihnen als Bairischlernenden ergehen. Dennoch soll an dieser Stelle der Leser ermutigt werden. Es wird immer reizvoll bleiben, das sprachlich „trockene“ Schriftdeutsch mit bairischen Mundartausdrücken zu schmücken. Es wäre ja möglich, dass gerade Sie besonders sprachbegabt sind und außergewöhnlich schnell Erfolge verzeichnen werden.

Ein „Hineinschnuppern“ ins Bairische hat, meines Wissens jedenfalls, noch niemandem geschadet und bringt vor allem eines - Spaß.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude und Erfolg mit der bairischen Mundart.

Pack ma's o.

1. Aller Anfang ist leicht.

Um sich in Bayern sprachlich anzupassen, genügt es anfangs, gewisse Wörter des alltäglichen Sprachgebrauches durch landestypische zu ersetzen.

Ersetzen Sie
durch
BrötchenSemmel
Guten TagGrüß Gott
Karottengelbe Rüben
KlößeKnödel
Kuck malSchau mal
QuarkTopfen
SchweinebratenSchweinsbraten
TschüßServus
WurstWurscht

Was wäre ein Sommer in Bayern, ohne einen zünftigen Biergartenbesuch? Sie sollten darauf keinesfalls verzichten. Vor allem ist der Biergarten eine nicht zu vernachlässigende Möglichkeit, die sprachliche Weiterbildung voranzutreiben. Bier ist in Bayern bekanntlich Grundnahrungsmittel und wird in Biergärten, sowie auf der Wiesn (Oktoberfest) in Maßkrügen ausgeschenkt. Ein Maßkrug enthält, zumindest in den Biergärten, einen Liter Bier. Gesetzt den Fall, Sie möchten in Bayern Bier bestellen, achten Sie bitte auf die richtige Betonung des Wortes Maß.

Richtig:

Ich möchte bitte eine Maß Bier. (hochdeutsche Version)
Der Vokal a wird kurz betont und wie bei Fass ausgesprochen.
Merke: Eine frische Maß kommt aus dem Fass.

Falsch:

Ich möchte bitte ein Mahs Bier.
Das lange, stimmhafte a ist hier fehl am Platze und zu vermeiden, auch wenn’s schwer fällt.

Übrigens können Sie in "echten" bayrischen Biergärten eine mitgebrachte Brotzeit verzehren, ohne dass Sie befürchten müssen, deshalb krumm angeschaut zu werden. Die Rechtsgrundlage dazu erschuf König Ludwig I.

Ein Tipp
Verwenden Sie niemals das Wort Baazi als Synonym für die Bayern. Vor allem wenn der Vokal aa noch dazu falsch betont wird. Baazi ist gleichzusetzen mit Schlawiner und wird heutzutage relativ selten benutzt.


2. Aussprache.

Willkommen im Schlaraffenland der Vokale und Doppellaute. Ohne deren Vielfalt, wäre der bairische Dialekt nicht das, was er ist. Eine weitere, wichtige Rolle spielen speziell betonte zusammengesetzte Konsonanten. Hier soll jedoch die Lautlehre nicht bis ins kleinste Detail besprochen werden! Besonders die a-Typen der Vokale sind stark vereinfacht dargestellt. Auf entsprechende Literatur sei hingewiesen. Absichtlich wurde auf ein Minimum reduziert und nur auf die wichtigsten Vokale und Konsonanten eingegangen.
Man beachte auch, dass manche Wörter regional unterschiedlich ausgesprochen werden. Wenn Sie Oberpfälzer mit Oberbayern in der Aussprache vergleichen, werden Sie heraushören, was damit gemeint ist. Übrigens sagt man den Oberpfälzern eine "bellende Sprechweise" nach. Wahrscheinlich ist dies auch der Grund, dass sie überall in Deutschland gern gesehen sind. Der Hund ist bekanntlich der beste Freund des Menschen.
Hier wird auf den oberbairischen Dialekt eingegangen. Buchstaben auf die es ankommt, sind immer fett dargestellt. Ich empfehle Ihnen, bei Unsicherheiten immer wieder zu diesem Kapitel zurückzublättern, um bei der Aussprache der Wörter richtig zu liegen.


2.1 Vokale

a Stimmloser, kurzer und tiefer Kehllaut. Er kann mit dem englischen Artikel a in der Betonung verglichen werden.
Beispiel: hüpfen - hupfa
aa / ah
Lang, stimmhaft. Der englische Vokal u, wie ihn der Amerikaner betont, klingt ähnlich, z.B. sun, aber ein bisschen kürzer. Er eignet sich jedoch gut als Übung. Dieses spezielle a wird in bairischen Mundartlektüren oft auch als ah geschrieben.
Beispiel: sind - saan
e
Stimmlos, kurz.
Beispiel: Semmel - Semme
ee / eh
Lang, stimmhaft. Klingt eher wie eh.
Beispiel: schön - schee
i
Stimmlos, kurz.
Beispiel: freilich - freili
ih
Lang, stimmhaft, nasal. Wird fast als ih ausgesprochen.
Beispiel: gewiss - gwihs, hin - hih
oh
Lang, stimmhaft, nasal. Teilweise wird das hochdeutsche a dadurch ersetzt.
Beispiel: was - wohs, Rose - Rohsn
Tipp:
Stehen zwei Vokale hintereinander, wird im Bairischen immer der erste voll betont. Der folgende Vokal ist oft ein a, welches ohnehin kurz und unbetont ist.
Beispiel: Bube - Bua


2.2 Umlaute

äh Das hochdeutsche ä wird als e, aber auch als aa ausgesprochen. Hier handelt es sich um ein spezielles, langes ä, das wie äh ausgesprochen wird.
Beispiel: böse - bähs
ö
Wird teilweise durch äh oder ee ersetzt.
Beispiel: böse - bähs, schön - schee
ü
Wird oft als ia, aber auch als u ausgesprochen.
Beispiel: Grüß Gott - Griaß Gohd, zurück - zruck


2.3 Konsonanten

t Das harte t wird meist als d ausgesprochen.
Beispiel: Mitte - Middn, Kette - Keddn
l
Wird häufig als i ausgesprochen, wenn vorher ein Vokal steht.
Beispiel: Wald - Woid, Geld - Gaid
gn
Endet ein Wort mit der Silbe gen, entfällt das e und es entsteht das nasal ausgesprochene ng, wobei das g stimmlos ist.
Das e wird auch bei den Endungen ben, den, sen usw. weggelassen.
Beispiel: sagen - sogn, Regen - Regn
Anmerkung:
Die besprochenen Vokale und Konsonanten sollten nicht als isolierte Gebilde im Wort angesehen und ausgesprochen werden. Es ist grundsätzlich vorteilhafter vollständige Wörter zu üben.

3. Vom Einfachen zum Anspruchsvollen.

Heutzutage trifft man leider kaum noch Leute an, die reines Bairisch sprechen. Manipuliert von den Medien und dem Spachjargon der westlich orientierten Berufswelt, läuft man den „Denglish-Trends“ hinterher, um sprachlich „hip“ (auch schon ein schlimmes Wort) zu bleiben. Das Quotendeutsch breitet sich aus und sorgt für das allmähliche Aussterben des dialektischen Kulturgutes. Aber solange die Münchner Dackel noch bairisch bellen, ist es noch nicht zu spät für eine Trendwende!
Nichts desto Trotz besteht die Möglichkeit, Bairisch mit Hochdeutsch zu vermischen. Für Lernende ist diese Tatsache anfangs sehr hilfreich. Doch erhöhte Vorsicht ist geboten. Manche, sicherlich gut gemeinten, Satzkreationen können in die verkehrte Richtung laufen.

Ein Beispiel:
I fahre heute nach München. (Nicht verwendbar!)

Möglich wäre folgender Satz:
I fahr heut nach München. (Die beiden e am Ende müssen verschwinden.)

Steigerungen um noch bairischer zu klingen:
I fahr heut nach Minga.
I fahr heit zMinga (owi). (Hinunter - owi)

Ein weiteres Beispiel:
I rede gerne Bairisch. (Bitte vermeiden.)

Besser:
I red gern Bairisch. (Wieder einmal sind die e überflüssig.)
I red gern Boarisch.


4. Begrüßung und Verabschiedung.

Begrüßung Griaß Gohd (Grüß Gott)
Grüß dich (Gott) Griaß de (Gohd)
Grüße Sie (Gott)
Griaß Eahna (Gohd)
Grüß euch (Gott) Griaß eich (Gohd)
   
Verabschiedung Pfia Gohd (urspr.: Behüt dich Gott.)
Du Form Pfiad de (Gohd)
Höfliche Form Pfiad Eahna (Gohd)
Mehrere Personen Pfiad eich (Gohd)
Auf Wiedersehen Wiedaschaugn
Servus Kann sowohl zur Begrüßung, als auch zur Verabschiedung verwendet werden.

5. Wichtige Wörter

Bitte (schön) Bitt schee
Danke (schön) Dank schee
ja joh
nein naa
gut guad
schön schee
schon schoh
gewiss gwihß
ich i
ein (Ei) oa (Oa)
was wohs
welcher waicha
wieviel wiavui
wohin wohih
nichts nix
nicht need

6. Das Wetter

In Bayern, wie auch anderswo, ist die Beurteilung des Wetters ein wichtiges und keinesfalls zu vernachlässigendes Thema. Besonders hervorzuheben ist der allseits bekannte Föhn, ein warmer Fallwind aus den Alpen, der häufig für unterschiedliche Kurzzeitgebrechen verantwortlich gemacht wird.

Letzte Woche war es (richtig) kalt.
Letzte Woch wars (gscheit) koid.

Lange wird es nicht mehr dauern, bis es schneit.
Lang werds nimmer dauern, bis ’s schneibt.

So ein Sauwetter heute.
A so a Sauweda heit.

Der kalte Wind tut meinem Hals gar nicht gut.
Da koide Wind tuat meim Hois gar need guad.

Wenn wir Glück haben, regnet es heute nicht mehr.
Wenn ma Glück hobn, regnts heit nimmer.

Heute ist es sehr nebelig.
Da Näwe is aber heit arg. (Das b wird zum w; Nebel - Näwe)

Heute ist ein sonniger Tag.
D Sunn scheint heit schee.

Gestern war es sehr heiss.
Gestign wars gscheit hoass.

7. Zahlen

1 oans 6 sechs(e)
2 zwoa 7 siem(e)
3 drei 8 acht(e)
4 vier(e) 9 nei(ne)
5 fimf(e) 10 zehn(e)
20 zwanzg(e) 70 siebazg
30 dreißg(e) 80 achzg(e)
40 vierzg(e) 90 neinzg(e)
50 fuchzg(e) 100 hundat
60 sechzg(e) 1000 dausat

8. Uhrzeit

„In Bayern gehen die Uhren rückwärts“, ist ein bekannter Spruch unbekannter Herkunft. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine wahnwitzige Erfindung der Souvenirindustrie, um die Kauflust der Bayerntouristen zu steigern.
Dennoch ist es nicht immer einfach die Uhrzeit richtig zu deuten. Sogar eingefleischte Bayern haben damit oftmals Probleme.

Beispiele:

halb vier = hoib viere oder hoibe viere
dreiviertel vier = dreiviertel viere

In diesen Beispielen ist es klar ersichtlich , dass die genannte, volle Stunde noch nicht vollendet ist.

Hoib viere = 3:30 Uhr bzw. 15:30 Uhr.
Dreiviertel viere = 3:45 Uhr bzw. 15:45 Uhr.

Logisch wäre demnach, wenn man 15:15 Uhr als viertel viere bezeichnen würde. Dies ist aber nicht überall in Bayern so!
In manchen Regionen ist damit 16:15 Uhr (viertel nach viere) oder ganz exotisch auch 15:45 Uhr (viertel vor viere) gemeint!

Jegliche Erklärungsversuche dieser bayrischen Eigenart sind grundsätzlich zum Scheitern verurteilt. Am besten hinnehmen und bei Missverständnissen nachfragen.

Nicht mehr häufig bekommt man auf die Frage nach der Uhrzeit als Antwort, dass es zehn auf sieme sei. Zehn Minuten auf sieben, also 6:50 Uhr.
Eigentlich schade.

9. Erste Konversation

Die Bayern sind von Natur aus ein recht zurückhaltendes Volk. Wenn Sie Kontakte knüpfen wollen, sind in den meisten Fällen Sie gefordert, eine Unterhaltung zu beginnen. Folgendes Gespräch könnte sich entwickeln:

Urlauber:
„Grüß Gott. Können Sie uns sagen, wo man hier gut speisen kann?“ (bzw. ... eine gute Wirtschaft findet?)
„Griaß Gohd. Kenna Sie uns sogn, wo ma bei Eahna a guade Wirtschaft findt?“

Bayer:
„Da gehen Sie am besten gleich dort vorne zum ‚Alten Wirt’. Der hat ein gutes Geräuchertes und der Schweinebraten ist auch nicht schlecht.“
„Do genga S am bestn glei do vorn zum Oidn Wirt nei. Der hohd a guads Greichats und da Schweinsbrohn is aa need schlecht.“

Urlauber:
„Danke und einen schönen Tag wünsche ich.“
„Dank schee und an scheena Tohg wünsch e.“

Übersetzungsübung:

Urlauber:
„Tach. - Wo kann ick denn hier bei euch Baahzis jemütlich dinieren?“

Erster Bayer:
(Kurze Pause.)
„Schauda dehn ohdrahdn Lädschnbene o, haa? Baazi daadains hoassn, dea gschwoiköpfade Blunznzuzla.”

Zweiter Bayer:
„Bassns amoi auf. Do gengas iazamoi viazgdausad Külomeda grodaus und nachad frongsme nohamoi, gej. Pfiadde nachad.“

Urlauber:
„Ick hab zwar keen Wort verstanden, aber nett sind se schon, die Bayern.“

Falls sie diese Übung übersetzen konnten, möchte ich Ihnen meinen Respekt aussprechen! Nix füa unguad. War bloß a Spaß!


10. Speisen und Getränke

Essen hält Leib und Seele zusammen, besagt eine alte Volksweisheit. Aus diesem Grund sollten Sie sich auf keinen Fall die typisch bayrischen Gerichte und das, Gott sei Dank, immer noch nach dem Reinheitsgebot gebraute Bier entgehen lassen. Was viele nicht wissen ist, dass Bayern eine unvergleichliche Sortenvielfalt an Wurst hat. Den höchsten Bekanntheitsgrad hat gewiss die Weißwurst erreicht. Wenn Sie Weißwürste genießen wollen, gibt es Einiges zu beachten.
Eine alte Regel besagt, dass die Weißwurst das Zwölf-Uhr-Läuten nicht hören darf. Ausnahmen werden jedoch, dank der Erfindung des Kühlschrankes, mittlerweile toleriert. Auch trifft man kaum mehr Personen an, welche die Würste unter Zuhilfenahme der Zähne aus dem Wurstdarm saugen. Diese ursprüngliche Form des Genusses, nennt man übrigens „zuzeln“. Ein nicht zu verzeihender Fehler wäre, die Weißwurst in scharfem Senf, Ketchup oder gar in Mayonnaise zu ertränken. Traditionsgemäß wird süßer Senf gereicht. Zusätzlich gilt noch absolutes Salz- und Pfefferverbot!
Zur Weißwurst schmeckt am besten eine frische Breezn und natürlich ein Weißbier.

10.1 Typisch bayrische Gerichte und Nahrungsmittel

Schweinsbrohn Schweinebraten - schmeckt am besten mit Kruste und dunkler Biersoße.
Sauabrohn Rinderbraten mit saurer Soße.
Kneedl Kartoffelknödel
Semmekneedl Aus Semmeln hergestellte Knödel - passen gut zu Sauerbraten, Wildgerichten oder Pilzbrühe.
Schwaammalbria Pilzbrühe mit saurer Soße.
Weißwiascht Weißwürste
Schweinswiaschtl Bratwürste (besonders schmackhaft mit Sauerkraut)
Wurschtsolohd Wurstsalat (dünngeschnittene Lyonerscheiben mit Zwiebelringen, in Essig und Öl)
Lebakaas Leberkäse (warm oder kalt, meist mit Senf serviert)
Greichats Geräucherter Schinken, Geräuchertes.
Obaazda Reifer Camembert mit Paprika, Butter, Salz, und feingehackter Zwiebel vermischt, (zsammbaatzt).
Raadi / Raadiesal Rettich und Radieschen
Breezn Breze


10.2 In einer Gaststätte

Dürfen wir uns zu Ihnen setzen?
Deaf ma uns zu Eahna (dazua) sitzn?

Würden Sie uns bitte die Speisekarte bringen.
Taatn S uns bitte d Speiskartn bringa.

Typische Verwendung von mögen:

Ich mag
möchte
I mog
mechat
Du magst
möchtest
Du mogst
mechatst
Er, Sie, Es mag
möchte
Der, Die, Des mog
mechat
Wir mögen
möchten
Mir megn
mechatn
Ihr mögt
möchtet
Ehs mechts
mechats
Sie mögen
möchten
De megn
mechatn


Ich möchte bitte einen Schweinebraten und eine halbe Bier.
I mechat bittschee an Schweinsbrohn und a hoibe Bier.

Bringen Sie mir bitte ein Paar Weißwürste und ein Weißbier.
Bringa S ma doch bittscheen a Poa Weißwiascht und a Weißbier.

(Das P in Poa – Paar, wird nahezu als B gesprochen.)
Wir möchten gern bezahlen.
Mir mechatn gern zoin.

Die Rechnung bitte. (Würden Sie uns bitte die Rechnung bringen.)
Taatn S uns bittschee d Rechnung bringa.

Hat es Ihnen geschmeckt?
Hohd's Eahna gschmeckt?

Ja (sehr) gut.
Joh (sehr) guad.

Oder:
Gut war es.
Guad war's.


Falls es einmal nicht nach Ihrem Geschmack war, bietet sich Folgendes an:

Es war genießbar. (Es hat gepasst.)
Hohd baasst. (gepasst - baasst)

Besonders schmackhaft war es nicht.
Bsonders gschmaackig war's (jetz) need.
(Das ck wird fast als g gesprochen.)

Dem Hund hat es geschmeckt.
Am Hund hohd's gschmeckt.
(Falls Sie einen Hund dabei haben.)

Der Salat hat geschmeckt.
Da Solohd hohd gschmeckt.
(Wenn der Salat nicht Hauptgericht war und Sie ohne Hund unterwegs sind.)

Soweit ich die bayrische Gastronomie beurteilen kann, werden Sie diese Redewendungen in den meisten Fällen nicht anwenden müssen.


11. Bairische Besonderheiten

Zur allgemeinen (aber unbeabsichtigten) Verwirrung der Norddeutschen, werden im Bairischen gewisse Redewendungen benutzt, die auf den ersten Blick einen anderen Sinn ergeben.


Doppelte bzw. mehrfache Verneinung bleibt einfache Verneinung:

Das täte mir gar nie nicht einfallen.
Des taat ma gar nia need eifoin.

Es handelt sich dabei vielmehr um eine Verstärkung der Verneinung.


Paradox scheinende Aussagen:

Gehe weiter Bube, bleib stehn.
Geh weida Bua, bleib steh.

Ein norddeutsches Kind wäre sicherlich verwirrt nach dieser elterlichen Anweisung. Übersetzen könnte man den Satz eher mit: „Mach zu, Junge bleib stehen.“ (Beispielsweise vor einer roten Ampel.)

Übrigens wird in Bayern der Ausspruch: „Geh weida“ auch als Synonym für „Beeil dich!“, bzw. „Hör auf!“ verwendet. Die Betonung ist dabei entscheidend.


Scherzhafte Aussagen:

Fangt an, dass es aus wird.
Fangts o, dass s aus werd.

Das Fussballspiel dauert noch eine ganze halbe Stunde.
Des Fuassboispui dauert noh a ganze hoibe Stund.

Möchtest du eine halbe Halbe oder eine ganze Halbe?
Möchst d a hoibe Hoibe, oder a ganze Hoibe?

Hab ich gesagt, sage ich.
Hob i gsagt, sog i.


12. Anmerkungen zur bairischen Mundartliteratur.

Falls Sie sich für bairisch verfasste Literatur interessieren, werden Sie über das reichhaltige Angebot erstaunt sein. Besonders beliebt, denke ich, sind bairisch geschriebene Gedichtbände und Kurzgeschichten. Jedoch ist die Schreibweise der bairischen Wörter nicht genormt! Aus diesem Grund werden Sie Dialektwörter in unterschiedlichen Schreibvarianten vorfinden. Um bairisch Geschriebenes flüssig zu lesen, ist deshalb eine gewisse Phase der Eingewöhnung notwendig. Personen, die bereits Bairisch beherrschen, bleiben davon leider auch nicht verschont. Aber der Aufwand lohnt sich. Die bayrische empfindende Seele, lässt sich oftmals nur im Dialekt vermitteln.
Viele Autoren orientieren sich grundsätzlich an der hochdeutschen Schreibweise und ersetzen nur Buchstaben die unumgänglich sind, um das baierische Wort zu erkennen.
Bei Literaten mit Vorliebe zur Lautschreibweise wird die Angelegenheit relativ undurchsichtig. Vor allem dann, wenn die Wörter grundsätzlich kleingeschrieben werden.


Beispiele unterschiedlicher Schreibweisen:

nicht net, ned, need, nehd
gut guat, guad
schlampig schlampert, schlampat, gschlambad
das des, dees, dehs, dös
gewiss gwiss, gwieß, gwiehs
Nebel Näbe, Nähbe, Näwe, Nähwe
muss muass, muas, muaß
verrückt varruckt, varuckt, varuggd
denken denka, dengga


Können Sie dieses Wort entschlüsseln?

vakeasiewasichd

Eine kleine Hilfestellung:
In den 70er Jahren wurde sie im dritten Hörfunkprogramm des Bayerischen Rundfunks mit einer einschlägigen Tonfolge eingeleitet.

Die Auflösung finden Sie unter dem Menüpunkt WÖRTER.

Ich hoffe, dieser kleine Exkurs ins Baierische hat Ihnen ein bisschen Spaß gemacht.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen weiterhin viel Erfolg mit dem Bairischen und eine schöne Zeit.

Ihr Wolfgang Ammer.


© Wolfgang Ammer, Haag.
Alle Rechte vorbehalten.